„Shopping-Queen“ in der „Klawotte“

Aus dem TT von Christine Limmer:
Mittlerweile ist Andrea Tesche frisch verheiratet. Aber vor der Hochzeit stand der Junggesellinnenabschied, für den ihre Freundinnen eine außergewöhnliche Idee hatten. Die 40-jährigeEngelsbergerin wurde zur Trostberger „Shopping Queen“ – ganz sowie im gleichnamigen Fernsehformat, nur ohne TV-Kameras, ohne Konkurrenz, und mit deutlich geringerem Budget. Die Herausforderung war, für gerademal 60Euroeinkomplettes Outfit mitsamt Schuhen, Accessoires und Schmuck zu finden. Im Trostberger Sozialkaufhaus „Klawotte“ kein Problem, stellten die Freundinnen fest, und großen Spaß hatten sie beim Stöbern obendrein.

In der TV-Styling-Doku wird von Montag bis Freitag jeden Nachmittag eine andere Kandidatin losgeschickt – mit 500 Euro Bargeld und in einem rosaroten Shoppingmobil, das sie zu den gewünschten Geschäften fährt. Dass die Braut seit Jahren ein Fan dieser Sendung ist, sahen die Freundinnen um Organisatorin Karin Skerbek als Steilvorlage für den Junggesellinnenabschied. Ein Shoppingmobil brauchten sie nicht, denn von Andrea Tesches Arbeitsplatz im Sporthaus Wagner bis zur „Klawotte“ sind es nur ein paar Schritte.

Das Kuvert, für das die Frauen zusammengelegt hatten, enthielt auch nicht wie im Fernsehen 500 Euro, sondern lediglich 60 Euro. Ganz so wie bei Designer Guido Maria Kretschmer im TV-Format gab es auch ein Motto: „Kleide dich im90er-Jahre-Style“. Andrea Tesche ist ein Fan der Musik der 90er.Das Sozialkaufhaus der AWO hatte am Tag der großen Überraschung zwar geschlossen, aber „Klawotte“-Leiterin Monika Buchner machte den Spaß mit und sperrte extra eine Stunde auf. Dann stand die Braut inmitten der vielen gespendeten Kleidungsstücke, die für wenig Geld verkauft werden, damit sich jeder den Einkauf leisten kann. Bei der großen Auswahl galt es erst mal, sich zu orientieren. „Es war eine große Herausforderung. Es gab so viele schöne Sachen“, erzählt sie. Ein schwarz-weißes Kleid fiel ihr sofort ins Auge. Mit dem ersten Fundstück ging es in die Umkleidekabine: Passt schon mal. Dennoch ging die Suche weiter. Eine Corsage, ein Jeanshemd, Kleider mit großem und kleinem Muster, Jeans, Bundfaltenhosen. So einiges wurde erst kritisch beäugt und durfte dann mit in die Kabine. Schnell war aber klar: Das schwarz-weiße Kleid sollte es sein. „Da hatte ich gleich den richtigen Griff“, freut sich die Engelsbergerin.

Weil die 90er knallig, bunt und ein bisschen verrückt waren, ging die Suche nach genau solchen Dingen weiter. Eine pinkfarbene Jacke mit Schmetterlingsdruck passte wie maßgeschneidert. Bei den Schuhen hatte sie mit Größe 39 große Auswahl. Probiert wurde viel, aber die Freundinnen gaben ihr Votum für kniehohe, schwarze Stiefel mit leichtem Absatz. Der Rest ergab sich: ein Gürtel und ein Schal in Pink, eine silberfarbene Tasche, eine auffällige Kette mit pinkfarbenen Glassteinen. Am Ende war es in der „Klawotte“ so, wie es auch in der Shopping-Sendung ist: Hinten raus rennt die vorgegebene Zeit davon, und in den letzten Minuten herrscht Hektik.

Den ganze Einkauf über wurde eifrig mitgerechnet, damit man das Budget einhält. Am teuersten war mit etwas über zehn Euro das Kleid. Die Stiefel kosteten fast dasselbe. Tasche, Schal und Haarbandmiteinander 15 Euro, die Jacke elf Euro. Alles in allem kamen 50 Euro zusammen.

Auch die Freundinnen wurden fündig, obwohl sie als Shoppingbegleitung ohne Kaufabsicht gekommen waren. Aber der flauschige Winterpullover und das bequeme Shirt mussten einfachmit. Nach getanem Einkauf ging es – ganz nach dem Fernsehvorbild – weiter mit Frisur und Make-up. Im nahen Barbershop war die Frisur schnell gemacht, und das Schminken übernahm eine der Freundinnen. Weil ein neues Outfit auch präsentiert werden will, ging es zum 90er-Jahre-Partyabend ins Altenmarkter „Libella“. Die Sachen, die Andrea Tesche bei ihrem Junggesellinnenabschied gefunden hat, verschwanden nicht einfach im Schrank, wie sie verrät. „Den Gürtel hat sich meine jüngere Tochter geschnappt. Die Tasche teilen sich meine Töchter, und das Kleid werde ich sicher nochmals anziehen.“ Die Jacke hatte sie inzwischen bereits wieder an, und die Schuhe, die dürfen mit zur nächsten Kleidertauschparty.

Dass es nicht Tesches letzter Einkauf im Sozialkaufhaus gewesen sein soll, überrascht Klawotte“- Leiterin Monika Buchner nicht. „Wir haben viele schöne Stücke, auch teilweise Designerware und Markenartikel. Oft bekommen wir Neuware aus einer Boutique, zu der eine unserer Kolleginnen einen guten Kontakt hat. Alles andere kommt von Privatleuten: sehr gut erhaltene Kleidungsstücke, Schmuck, Schuhe und Accessoires, so dass jeder, egal ob schmaler Geldbeutel oder gut gefüllter, etwas finden kann“, ist sie überzeugt. Nicht nur Menschenmit Berechtigungsscheinen zum verbilligten Einkauf kämen zum Stöbern ins Sozialkaufhaus, sondern auch Leute, die gute gebrauchte Kleidung suchen.

Neue Geschäftsführerin der KlAWOtte

Seit 01.07.2021 ist Frau Monika Buchner neue Geschäftsführerin in der Trostberger KlAWOtte. Sie übernahm die Aufgabe von Frau Claudia Salomon nach 8 Jahren erfolgreicher Arbeit.
Wir wünschen Frau Buchner alles Gute und ein glückliches Händchen.

Übergabe der Geschäftsleitung von Frau Salomon (v.l.) zu Frau Buchner im Beisein der Vorstandsvorsitzenden der Trostberger AWO Frau Gabriele Griesbeck.

Oktober 2018: —Fünf Jahre KLAWOTTE in Trostberg – Eine Erfolgsstory

Viel mehr als ein Second-Hand-Laden
Die „Klawotte“, das Sozialkaufhaus der AWO, blickt auf sehr erfolgreiche fünf Jahre zurück
Aus dem TT, von Lucia Frei: Trostberg. Vor gut fünf Jahren hatte alles – wie so oft – mit einer Idee von Gaby Griesbeck begonnen: Die rührige Vorsitzende des Trostberger Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt hatte von einem Kleiderladen der AWO in München gehört und sich gedacht, dass so etwas in Trostberg auch laufen könnte. Sie packte das Projekt an, fand gute Vermieter sowie zahlreiche Mitstreiterinnen und konnte gestern zum fünften Jubiläum auf eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte der Trostberger „Klawotte“ zurückblicken.
Stattliche 242 252 Euro sind in dem Sozialkaufhaus an der Heinrich-Braun-Straße in den vergangenen fünf Jahren eingenommen worden (vor Steuern). Alle Erlöse, die aus dem Verkauf der Waren erzielt werden, fließen nach Abzug aller anfallenden Kosten wie Raummiete oder Strom in soziale Projekte. 42 286 Euro wurden als Spenden ausgeschüttet, und weitere Spendenübergaben stehen noch bevor. Ware, die nicht mehr in den Laden passt oder nicht angenommen wurde, wird an wohltätige Kleidersammlungen weitergegeben.
Das Prinzip ist einfach: Bürger bringen in der „Klawotte“ gut erhaltene gebrauchte Kleidung, Spielzeug, Sportartikel, Bettwäsche und andere nützliche Dinge für den Alltag vorbei. Die ehrenamtlichen Helferinnen sortieren die Ware, säubern und reparieren sie bei Bedarf und versehen sie mit sehr günstigen Preisen. In dem Laden neben dem Stadtkino werden die Artikel, darunter auch hochwertige Markenkleidung, sehr sauber und übersichtlich eingeräumt und hübsch dekoriert. Einkaufen kann dort jeder. Bedürftige zahlen für die ohnehin sehr günstigen Artikel nur den halben Preis.
Als Grundsätze hatten die Macherinnen der „Klawotte“ – Gaby Griesbeck, Claudia Salomon, die den Laden von Beginn an leitet, und 24 weitere Ehrenamtliche -festgehalten, dass der Laden Möglichkeiten bieten soll, sinnvoll und gezielt zu spenden sowie konkrete Hilfe und Entlastung in sozial und finanziell schwierigen Fällen zu leisten. Die „Klawotte“ sollte nicht nur ein Second-Hand-Verkauf sein, sondern ein Begegnungsort und eine Plattform für sozial und bürgerschaftlich Engagierte.
Stadtpfarrer Dr. Florian Schomers war angetan von diesem Konzept: „Hier werden sozial schwache Menschen nicht zu Bettlern degradiert, sondern sie sind Geschäftspartner auf Augenhöhe.“ Dies sei wichtig, da es viel verschämte Not gebe. Mit der „Klawotte“ sei vielen Menschen geholfen; „hier gibt niemand seine Würde ab“, so Schomers.
Griesbeck berichtete, dass das Kaufhaus das Miteinander unterschiedlicher Gruppen fördere. Denn hier sei jeder willkommen die bummelnde junge Frau, der Jugendliche, der ein Sakko für ein Vorstellungsgespräch braucht und der Asylsuchende, der sich gern bei den Sportklamotten umschaut.
Die offene, freundliche Atmosphäre in dem Kaufhaus ist den vielen ehrenamtlichen Verkäuferinnen zu verdanken. „Wir haben so ein tolles Miteinander, deshalb macht es uns auch so viel Spaß“, sagte Claudia Salomon. Sie habe am Anfang gedacht, der Laden sei für das Projekt viel zu groß. „Jetzt ist er eher zu klein, weil wir ihn mit Klamotten und Leben gefüllt haben“, freute sie sich. Das Kaufhaus hat auch schon expandiert: Direkt daneben. wurde im Mai 2016 die „AWO-Fundgrube“ eröffnet, in der es besonders günstige Artikel wie Kleidung, Geschirr und Sportsachen gibt.
Bürgermeister Karl Schleid lobte die tolle Entwicklung des Sozialkaufhauses. Es sei oft nicht einfach, Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen. Bei der „Klawotte“ seien die Frauen aber schon lange mit Begeisterung dabei. Dazu gratulierte er und sagte: „Bei euch ist nicht nur eine Kleiderkammer entstanden, sondern ein sozialer Raum.“
Bereits seit fünf Jahren gibt es nun das Sozialkaufhaus der Trostberger Arbeiterwohlfahrt (AWO) neben dem Stadtkino in der Heinrich-Braun-Straße. Aus diesem Anlass feiert die AWO am Donnerstag und Freitag 8. und 9. November von 14 bis 18 Uhr mit ihren Kunden und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Als Dankeschön gibt es an diesen beiden Tagen 50 Prozent Nachlass auf die gesamte Ware.
Im Oktober 2013 hatte das Kaufhaus seine Türen geöffnet. Das Prinzip ist einfach: Engagierte Bürger spenden gut erhaltene Kleidung, Spielsachen, Bettwäsche und andere nützliche Dinge für den Alltag.
Die Ware wird von ehrenamtlichen Helfern sortiert, falls nötig gereinigt und mit fairen Preisen ausgezeichnet. Einkaufen kann jeder. Menschen, deren Einkommen die Grenze der Bedürftigkeit unterschreitet. kaufen mit einem Berechtigungsschein zum halben Preis ein. Alle Erlöse, die aus dem Verkauf der Spenden erzielt werden, fließen nach Abzug aller anfallenden Kosten wie Raummiete oder Strom in soziale Projekte. Mit dieser Einrichtung fördert die AWO das Miteinander unterschiedlicher sozialer Gruppen. Die KLAWOTTE bietet praktisch die Möglichkeit sinnvoll und gezielt zu spenden, konkrete Hilfe und Entlastung in sozial schwächer gestellten Fällen zu geben.
Die Vorsitzende der Trostberger AWO dazu: „Freuen Sie sich mit der Trostberger AWO über den einzigartigen Erfolg dieser Einrichtung und kommen Sie zu uns. Sie werden überrascht sein von der Fülle unseres Angebots.“